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"Wir müssen das Wachstum mal genießen können"

Bernd Salzmann interviewt Gustav Horn, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung

Die Europäische Notenbank dreht weiter an der Zinsschraube. Ist das gut für die Wirtschaft?

Meine Empfehlung ist das nicht, die Zinsen zu erhöhen, um das klar zu sagen. Wir stehen ja gerade erst am Beginn eines kräftigen Aufschwungs. Wir nähern uns Werten von drei Prozent Wachstum, und die müssen wir eigentlich mal einige Jahre genießen können, um unsere Beschäftigungsprobleme zu lösen. Ich halte es für absolut verfehlt, schon wieder frühzeitig die Bremsen zu ziehen.

Die deutsche Wirtschaft hat in jüngster Vergangenheit aber jede Zinserhöhung weggesteckt.

Im Moment läuft die Konjunktur sehr gut, das ist klar. Womöglich sieht es im nächsten Jahr aber schon nicht mehr ganz so gut aus. Da käme dann die Wirkung der Zinserhöhung dazu.

Was erwarten Sie für 2008?

Im Moment prognostizieren wir bei niedrigen Zinsen noch ein Wachstum von 2,1 Prozent. Ich werde aber zunehmend skeptischer, auch wegen der Aufwertung des Euro. Wir werden unsere Prognose routinemäßig im Juli überprüfen, eventuell müssen wir dann nach unten korrigieren.

Was ist an den Überlegungen der Zentralbank falsch?

Die Notenbank reagiert nicht auf Anzeichen von Inflation, sie sieht schon dann Inflationsgefahren, wenn das Wachstum mal die 2,5-Prozent-Marke überschreitet. Die Folge: Die Ratsmitglieder, ohnehin wegen der hohen Geldmengenzuwächse besorgt, treten vorsichtig auf die Bremse.

Sie sehen diese Gefahren nicht?

Bei 2,5 Prozent Wachstum sind wir noch lange nicht an einem Punkt angelangt, der automatisch Inflation bedeutet. Wir hatten auch schon einmal 3,5 Prozent Wachstum. Das war im Jahr 2000 - ohne dass es Inflationsgefahren gab.

Die Zukunft vorhersehen kann keiner.

Nein, deshalb muss man es austesten, so wie die Amerikaner in den 90er Jahren. Wenn es dann wirklich Inflationstendenzen gibt, weiß eine Zentralbank, was sie zu tun hat: Sie muss die Bremsen anziehen. Dann braucht sie sich nicht mit Viertelschritten zu begnügen und kann auch mal um einen halben Punkt erhöhen. Wohlgemerkt: Wenn konkrete Zahlen vorliegen. Aber im Moment deutet nichts auf Inflation hin. Die EZB, das ist mein Vorwurf, zieht vorschnelle Schlüsse aus einer guten Konjunktur.

Copyright © FR-online.de 2007 - Erscheinungsdatum 06.06.2007

  1. Geben Sie die Position Horns in Ihren eigenen Worten wieder.
  2. Was war wohl der Anlass dieses Interviews am 6. d. M.?
  3. Welche Politik verfolgt die EZB?
  4. Inwiefern kann die EZB überhaupt auf die Zinsen der Geschäftsbanken Einfluss nehmen?
  5. Im Text ist von „Ratsmitgliedern“ die Rede, wer ist das, welchem Gremium gehören die an, welche Aufgaben hat dieses Gremium und wie wird man dessen Mitglied?
  6. Es ist im Text von Wachstum die Rede, was soll da wachsen? Was spricht für und was gegen ein stärkeres Wachstum?

Rechnungswesen

In einem Industriebetrieb wird ein Produkt zu variablen Stückkosten von 42,-- € und fixen Kosten von 110.000,-- € je Periode gefertigt. Die monatliche Produktionsmenge beträgt 5000 Stück. Wie hoch ist die kurz- und wie hoch die langfristige Preisuntergrenze?