Im Namen des Dharma: Zwangsrekrutierung zum Eisenbahnbau
- Unterdrückung und Ausbeutung der buddhistischen Mon-Minderheit in Burma geht unvermindert weiter -
Hans-Günter Wagner, z. Z. Shanghai

Unterdrückung und Widerstand im Namen des Dharma: Burma bietet heute das widersprüchliche Bild eines Landes, in dem einerseits die herrschende Militär-regierung sich mit der Aura buddhistischer Legitimation umhüllt und gleichzeitig Terror und Gewalt gegen Minderheiten wie die überwiegend christlichen Karen oder die buddhistischen Mon ausübt. Die Mon als Opfer buddhistisch verbrämter Gewalt gründen ihren Widerstand ebenfalls auf den Dharma. Zusammen mit anderen benachteiligten Minderheit im heutigen Burma führen sie seit Jahrzehnten einen Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung. Die Mon gehörten zu den ersten außerindischen Völkern, die sich zum Dharma bekannten und bis heute eine lebendige buddhistische Kultur pflegen.

Sklavendienste für die Militärs

Von der herrschenden Militärjunta werden die Mon heute brutal unterdrückt und im großen Umfang zur Zwangsarbeit gepreßt, besonders im Eisenbahnbau und zum Bau militärischer Einrichtungen. Jüng-stes Beispiel ist die Ye-Tavoy-Eisenbahnlinie, die am 26. März 1998 dem Verkehr übergeben wurde. Für den Bau der Eisenbahnlinie wurden insbesondere in den Jahren 1995 und 1996 Tausende von Angehörigen der burmesischen Minderhei-ten zur Zwangsarbeit gepreßt. Die burme-sische Militärjunta SLORC (State Law and Order Restauration Council) hat damit ihre öffentliche Deklaration vom Sommer 1996 - in Zukunft auf den Einsatz von Zwangs-arbeitern für den Eisenbahnbau zu verzich-ten und statt dessen ausschließlich Solda-ten einzusetzen - nicht eingehalten. Ange-hörige der Militärbatalliones 401 haben die lokale Bevölkerung gezwungen, an den Erschließungsarbeiten mitzuwirken, den Bahndamm zu errichten und die Steine für das Fundament zusammenzutragen und aufzuschichten. Wo die Eisenbahnroute durch Dörfer ging, wurden die Einwohner zwangsvertrieben und deren Land beschlagnahmt. Die Zwangsrekrutierten mussten für ihre Verpflegung selbst sorgen und sogar ihre eigenen Werkzeuge bei-bringen. Für nicht wenige endete der Ar-beitseinsatz mit dem Tod im Straßengraben. Nach Angaben des Mon National Re-lief Committee (Monthly Report März 1998) starben während der Bauarbeiten über 200 Einheimische an Krankheiten und durch Unfälle. Die einzige Möglichkeit, sich der Zwangsrekrutierung zu entziehen, war die Zahlung von 3.000 Kyat für jede Woche nicht geleistete Arbeit an die Militärs. Am Eröffnungstag wurden Tausende Einwoh-ner der Orte Ye, Yebyu und Tavoy zur Teilnahme an den Eröffnungsfeierlichkeiten verpflichtet. Jede Familie, die nicht er-schien, hatte eine Ausgleichszahlung von 200 Kyat zu leisten.

Schutz in Flüchtlingslager - Angst vor Zwangs-Repatriierung

Die Furcht vor Zwangsarbeit hat nun nochmals weitere Tausend Menschen ve-ranlaßt, ihre Heimat zu verlassen und Schutz in den Flüchtlingslagern im thailän-dischen Grenzgebiet zu suchen, wo in drei Lagern inzwischen fast 13.000 Mon-Flüchtlinge leben. Die Flüchtlinge sind den thailändischen Behörden ein Dorn im Auge und diese drängen daher auf deren baldige Repatriierung. Die Lebensmittelhilfe von internationalen Organisationen beschränkt sich auf Reis, Salz, Bohnen und Fischpas-te. Viele der notwendigen Mittel kommen verspätet an, weil die Wege zu den Camps während der Regenzeit kaum befahrbar sind oder die thailändische Armee Hilfs-fahrzeuge erst nach bürokratischen Gängeleien passieren lässt. Nachdem die Wi-derstandsbewegung der Mon den bewaff-neten Kampf im Mai 1997 aufgegeben hatte, wurden aufgrund einer Übereinkunft mit der burmesischen Militärjunta seit Juni letz-ten Jahres Tausende Mon-Flüchtlinge nach Burma zurückgeschickt. Aufgrund der unvermindert andauernden Unterdrückung und Rekrutierung zur Zwangsarbeit blieb den Repatriierten jedoch keine andere Wahl als erneut Schutz in Flüchtlingslagern auf thailändischer Seite zu suchen. Trotz internationaler Proteste setzt das burmesi-sche Militärregime weiterhin auf das Sys-tem der Zwangsarbeit, wobei diese Praxis oft als Bestandteil buddhistischer Sozial-tradition legitimiert wird, etwa im Sinne des Spendens von Arbeit, um dadurch spirituel-len Verdienst zu erwerben. Die Forderung nach Menschenrechten wird dabei nicht selten mit dem Hinweis vom Tisch ge-wischt, diese seien ein westliches Konzept und mit der burmesischen Kultur und ihrem ganz anders gestalteten Wertehorizont un-vereinbar. Demgegenüber macht der buddhistische Widerstand in Burma zu Recht geltend, dass die Kernideen der Menschenrechte zur Essenz des Dharma selbst gehören.

Hilfskomitee arbeitet in den Lagern

Das Mon National-Relief Comittee, in dem auch die beiden Mönche Phra Wong-sa Pala und Phra Tay Jae mitarbeiten, or-ganisiert Unterstützung und Hilfe für die Flüchtlinge in den Lagern. Zu den Zielen des Komitees zählt auch das Bemühen um Wiederansiedlung der Flüchtlinge in ihren Heimatgebieten frei von Furcht vor Militär-übergriffen. Zu den unmittelbaren Aufga-ben zählen neben der Organisation und Nahrungs- und medizinischer Hilfe auch die Organisation von Schulbildung für die Kinder in den Lagern. Wer die Mon-Flüchtlinge unterstützen will, kann auf das Konto des Mon National Relief Committee spenden: Nai Monchai Sinihong, Kto.-Nr. 679-2-04140-7, The Siam Comercial Bank - Sangkhlaburi Branch - Kanchanaburi Province 71240, Thailand.



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