Über Frieden

Die richtige Einschätzung von Wissenschaft und Technologie

Mit den offensichtlichen Fortschritten von Wissenschaft und Technologie sollte die Freiheit auf der physischen Ebene inzwischen erreicht sein. Andererseits zeigt es sich, dass sich - trotz des enormen wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts - das Problem des menschlichen Leids selbst auf der rein physikalischen Ebene noch verstärkt. (...)

Es scheint, die Menschheit hat zu viel Vertrauen in Wissenschaft und Technologie gesetzt, gerade so als ob es allein diesen obläge unser ideales Leben auszugestalten. Dabei sind wir von diesen mehr und mehr abhängig, während wir gleichzeitig die individuelle Entwicklung vernachlässigen. Wir bemerken dabei gar nicht, dass die Erfüllung in einem guten Leben von uns, den Schöpfern und Herren über Wissenschaft und Technologie, abhängt. Wir selbst aber müssen derart entwickelt sein, dass wir deren Gebrauch zu unserer Freiheit und unserem Nutzen einsetzen - oder aber wir werden möglicherweise von dem, was wir geschaffen haben, vernichtet.

Wir sind vom wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt in einem Maße bezaubert, dass wir fälschlicherweise annehmen, wir hätten die Natur besiegt und dass durch den Sieg über die Natur alle Probleme gelöst sind und der Himmel auf Erden verwirklicht werden kann. Aber die Natur, von der wir glauben, wir hätten sie besiegt, die äußere materielle Welt, ist nicht das ganze Bild. Die andere Hälfte der Realität, unsere menschliche Natur, liegt in unserem Inneren. Im Kampf, die materielle Welt der Natur zu besiegen, vernachlässigen wir häufig unsere Verantwortung, die innere Natur zu meistern und tendieren dazu, die Kontrolle hierüber zu verlieren. Diese innere Natur ist beständig angewachsen und hat weitgehend die Kontrolle übernommen.

Während wir noch damit beschäftigt sind uns für unseren Sieg über die Natur zur feiern, sind wir unsererseits von der Natur in uns besiegt und fügen uns gehorsam ihrer Kontrolle. Es ist diese unbesiegte, die Kontrolle in uns ausübende Natur, die alle unsere Hoffnungen ein Paradies auf Erden zu schaffen enttäuscht. Es ist diese Natur, die unser inneres Selbst unter der Fassade oberflächlicher Fröhlichkeit in Unzufriedenheit hält und den unglücklichen Menschen veranlasst Unglück zu verbreiten und den nichtfriedfertigen Menschen Gewalt und Zwietracht in die Gesellschaft zu tragen. Es ist diese unkontrollierte innere Natur, die uns veranlasst hat, eher die Sklaven dieser Technologie zu werden als ihre Meister und aus dieser Technologie mehr Schaden erwachsen zu lassen als Nutzen zu ziehen. Hierin liegt auch der Grund dafür, dass so viele effiziente Maßnahmen zur Lösung der Probleme der Menschheit versagen.

Während der wissenschaftliche und technologische Fortschritt uns Konsumprodukte in einem Überfluss gebracht hat, der die Bedürfnisse aller Menschen dieser Welt befriedigen könnte, wenn nur eine angemessene Verteilung dieses Wohlstandes erfolgte, wird nicht diese Verteilung erreicht, sondern Anhäufung - und eben dadurch mehr Armut und Konflikte erzeugt als Frieden und Wohlstand. In ganz ähnlicher Weise fahren Nationen und Gruppen fort, einander anzufeinden, obwohl die Lösung ihrer Probleme sehr einfach zu sein scheint.
Moderne Menschen brüsten sich gern ihrer wissenschaftlichen Einstellung. Unglücklicherweise ist unsere Einstellung zu Wissenschaft und Technologie weniger wissenschaftlich, als gut wäre. (...)

Um zu wissen, wie man Freiheit verwirklicht, ist es unabdingbar, die wahre Natur, die Kapazitäten und die Grenzen von Wissenschaft und Technologie zu kennen. Wissenschaftliche Erkenntnis ist eine Funktion der eingegebenen Daten. Diese entspringen der materiellen Welt, über die in der Tat enorme Kenntnisse vorliegen. Allerdings weiß die Wissenschaft sehr wenig vom menschlichen Individuum. Wenn Menschen depressiv oder frustriert sind und ihr Geist von Furcht, Unruhe und Ängsten beherrscht wird, können Wissenschaft und Technologie kaum hilfreich sein. Kriminalität, Gewalt und unethisches Handeln sind noch immer im Überfluss vorhanden, selbst in den wissenschaftlich und technologisch fortgeschrittensten Ländern. Trotz all den Erfolgen in Wissenschaft und Technologie ist die innere Person praktsch unverändert geblieben. Die heutigen Probleme bleiben ihrem Wesen nach die gleichen, die unsere Vorfahren heimgesucht haben, lediglich in der Vielfalt und Größe der Probleme mag es Veränderungen geben.

Wissenschaft und Technologie bringen, trotz ihrer beispiellosen Erfolge, der unentwickelten Person nur in verstärktem Maße das Gefühl von Abhängigkeit und Unzufriedenheit und - aufgrund des destruktiven Potentials - Unsicherheit und Ängste. Wissenschaft und Technologie haben der Menschheit große Hilfen in der Überwindung der Natur (auf materieller Ebene) an die Hand gegeben, aber sie sind untauglich, wenn es um moralische Führung und Kontrolle unseres Geistes geht. Wir können die Welt erobern, aber nicht uns selbst. Das Individuum, der Geist, unsere innere Natur und unsere Entwicklung zusammen mit innerem Frieden und Glück sind jenseits der Reichweite von Wissenschaft und Technologie. Alles dieses befindet sich vielmehr in der Reichweite des Dhamma - oder der Religion - in einer speziellen Art dieses Begriffes.

Dementsprechend gibt es zwei kontemplementäre Gebiete des Strebens nach Freiheit und Perfektion, das innere und das äußere. Wenn wir das Augenmerk auf das äußere legen und dabei das innere vernachlässigen, so führt dies bestenfalls zu einem Teilerfolg, wenn nicht zu einem Misserfolg. Erfolg im Erreichen von Freiheit, Friede und Glück basiert auf dem richtigen Verständnis von Natur, Wert, Möglichkeiten und Grenzen jedes dieser beiden Gebiete - und in unserem Handeln im Einklang mit diesem Verständnis.

Der Verlust des Weges zur Freiheit

Der Prozess, durch den Freiheit (ebenso wie Friede und Glück) erreicht wird, nennt man Entwicklung (bhavana), und im Buddhismus ist menschliche Entwicklung gleichbedeutend mit Erziehung (sikkha). Wir unterscheiden dabei vier Ebenen der Entwicklung oder Erziehung Für physische Freiheit und physische Entwicklung muss der Wissenschaft und Technologie ein angemessener Respekt gezollt werden. Wissenschaft und Technologie hat eine solche Fülle an Gütern und Einrichtungen geschaffen, dass genug für alle Menschen da ist. Wissenschaft und Technologie haben damit physische Freiheit in greifbare Nähe gerückt. Es liegt an uns, ob wir uns dadurch Glück oder Kummer bereiten. Mit anderen Worten, die Menschen unserer Zeit sind mit nahezu unbegrenztem technologischen Potential ausgestattet, das sowohl für positive Zwecke eingesetzt werden kann, was den Menschen ein Leben in Wohlstand und Komfort erlaubt, als auch für negative, die die Menschheit ganz verschlingen kann. Hier endet die Funktion und die Verantwortung von Wissenschaft und Technologie.

Die Natur kann in wachsendem Maße ausgeplündert werden um Reichtümer anzuhäufen und dabei kann gleichzeitig die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert werden; immer größere Beträge können für die Rüstungsproduktion ausgegeben werden, wodurch sich indirekt die Ernährungs-, Erziehungs- und Gesundheitssituation für viele Menschen verschlechtert; mehr und mehr Menschen können in bewaffneten Konflikten zwischen religiösen, ethnischen oder ideologisch unterschiedlichen Gruppen umkommen; die Naturschätze können egoistisch ausgebeutet und verschwenderisch konsumiert werden, was zur Vergeudung der Ressourcen ebenso führt wie zur Umweltvergiftung - aber der Fehler liegt nicht bei Wissenschaft und Technologie. Der Fehler liegt bei der Menschheit selbst. Wir versagen darin weisen und sachgemäßen Gebrauch von Wissenschaft und Technologie zu machen und suchen ihre Dienste zur Maximierung der drei Bereiche des Egoismus: egoistische Vergnügungssucht und materieller Besitz, Streben nach Macht und Dominanz und die extreme Neigung Ansichten und Ideologien auszubilden.

Die einzige Lösung

Genau hier ist der Beitrag von wahrer Religion, von Dhamma, gefragt. Die Entwicklung des menschlichen Individuums muss so vonstatten gehen, dass wir weisen und korrekten Gebrauch machen können von Wissenschaft, Technologie, menschlichen und natürlichen Ressurcen um ein gutes Leben und eine harmonische Gesellschaft für die ganze Menschheit verwirklichen können.

Rechte Erziehung oder rechte Entwicklung ist die langfristige und einzige Lösung der Menschheitsprobleme. Dies bringt einen grundlegenden Wechsel in den Mustern menschlichen Denkens und Verhaltens mit sich. Alle anderen Lösungen sind oberflächlich und nicht praktikabel. Stopgap solutions mögen einfach scheinen, jedoch sind sie unsicher und führen in eine Sackgasse. Worte mögen klug klingen, aber sie erweisen sich nicht als praxistauglich. Wir können z. B. in einem militärischen Konflikt versucht sein zu sagen, dass durch das Einstellen der Kriegshandlungen durch eine Seite der Konflikt gelöst würde, in der Praxis wird sich jedoch keine der Kriegsparteien mit der anderen einig sein, wer denn nun die Kriegshandlungen als erster einstellen soll. Gibt es aber keine Übereinkunft, so wird jede Seite behaupten, zu ihren Handlungen gezwungen zu sein - und der Konflikt eskaliert. Das ist das ganz gewöhnliche Muster des Denkens und Handelns unentwickelter menschlicher Wesen und genau dieses Muster muss geändert werden, wenn eine Lösung erreicht werden soll.
Das unentwickelte menschliche Wesen denkt unsystematisch und befindet sich gewöhnlich unter dem Einfluss wechselnder Motive oder inhärenter Tendenzen. Mit dem Aufkommen von Wissenschaft und Technologie wurde uns beigebracht, systematisch zu denken. Mit den Methoden der Wissenschaft denken wir: "Worin besteht das Wesen eines Dinges?" Die Technologie geht ähnlich heran, sie fragt: "Worin besteht der Nutzen, den wir daraus ziehen können?" Hier endet das Denken mit den Methoden von Wissenschaft und Technologie. Jenseits dieses Punktes denken die Menschen wieder nach den Prinzipien von Zufall und Gewohnheit und unter dem Einfluss egoistischer Motive.

Wissenschaft und Technologie bringen also keinen grundlegenden Wandel in den Mustern unseres Denkens und Verhaltens hervor und tragen so wenig zur persönlichen Entwicklung bei. (..)

Wenn man jedoch bei den oben zitierten Fragen der Wissenschaft und Technologie ansetzt, so folgt in modernem Denken: "Wie kann ich daraus Nutzen ziehen in Form von Profit oder Unterhaltung? Wie kann ich es nutzen um meine Nachbarn zu dominieren? Wie kann ich es verwenden, um Anhänger für meinen Glauben oder meine Ideologie zu gewinnen?" Mithin findet menschliches Denken auf drei Ebenen statt, der wissenschaftlichen, der technologischen und der Ebene der Ausbeutung. Die ersten beiden bereiten den Weg für die dritte. Und mit Sicherheit ist es die dritte Ebene, die die folgenden Handlungen bestimmt. Sobald der Egoismus den Prozess dominiert ist jede Hoffnung auf Frieden zum Scheitern verurteilt.

Menschliche Entwicklung als Vorbedingung für Frieden

An dieser Stelle ist die Hilfe von Religion oder Dhamma unerlässlich. Systematisches Denken frei von Selbstsucht muss den ersten beiden Fragestellungen als dritte folgen. Die Menschen müssen darin geübt werden, in ethisch moralischen Kategorien zu denken wie: "Wie können wir dieses Ding benutzen um die Lebensqualität zu steigern und dem Wohl der Menschheit zu dienen?" Wenn moralisches Denken zur dritten Ebene des Denkprozesses wird, so wird moralisches Handeln daraus folgen. Nunmehr besteht der Denkprozess aus diesen drei Ebenen: wissenschaftlich, technologisch und ethisch. Wissenschaft, Technologie und Dhamma (oder Religion) sind harmonisch integriert. Ein fundamentaler Wechsel in den Mustern von Denken und Handeln hat stattgefunden.

Allerdings muss der Denkprozess nicht aus allen diesen drei Ebenen bestehen. Die wissenschaftliche und die technologische Frage sind neutral und können fallengelassen oder durch andere neutrale Fragen ersetzt werden. Lediglich die Dhamma- oder ethische Ebene ist nötig. Normalerweise beinhaltet der menschliche Geist sowohl moralische als auch unmoralische Tendenzen. Entweder dominieren die einen oder die anderen. (...)

Wie man denkt, wird durch Erziehung vorgegeben. Wir müssen beigebracht bekommen, wie man klar denkt. Viele Menschen beschränken das klare Denken jedoch auf die Bereiche von Wissenschaft und Technologie. Deren "klares Denken" ist zu kurzsichtig das Ziel von Erziehung zu erkennen, nämlich menschliche Wesen so zu entwickeln, dass die Probleme in der richtigen Art gelöst werden und ein gutes Leben erreicht wird. Wenn wir moralische Achtsamkeit in diesen Prozess einbeziehen, ist das klare Denken vollständig. Durch moralische Achtsamkeit gelangen die natürliche Ordnung und die menschliche Wohlfahrt in Einklang. In einem derart ausgewogenen Denkprozess sind intellektuelles und moralisches Denken integriert und ein Denken tritt auf, das rational, gesund und ganzheitlich ist. (...)

Tiefer in der Sphäre der mentalen oder emotionalen Entwicklung ist die Reinheit der Inhalte des Geistes selbst. Dies zielt darauf den Geist zu befreien vom Einfluss unheilsamer Motive durch das Ersetzen der egoistischen Tendenzen - egoistisches Verlangen, Ehrgeiz und Intoleranz. Statt dieser drei unheilsamen Qualitäten werden deren gegensätzliche ethische Werte auftreten, nämlich ein weiser Verbund aus Sinnesvergnügen und materiellem Besitz und die Entschlossenheit, den Reichtum zur Verwirklichung der allgemeinen Wohlfahrt einzusetzen, Respekt vor und Wertschätzung für den Wert des Lebens, die Wege anderer Menschen und soziale Harmonie, die Suche nach Wahrheit einerseits, aber die Toleranz und das Wohlwollen für alle, die anderer Ansicht sind.

Gewöhnlich werden die selbstzentrierten Tendenzen nicht sofort aufgegeben, wenn die entgegengesetzten Werte entwickelt werden, und die letzteren werden nicht direkt eingebracht um die ersteren zu ersetzen. Die Zerstörung der früheren und das Erstarken der späteren gelangen in der Regel durch die gleichzeitige Entwicklung solcher Tugenden wie liebende Güte, Mitleid, Mitfreude und Gleichmut und durch die Übung solch ethischer Prinzipien wie Freigiebigkeit, freundliche Rede, Dienen und Teilnahme.

Die Entwicklung des Herzens benötigt die Entwicklung von Weisheit, denn die wirkliche Freiheit des Herzens kann nur realisiert werden durch die Freiheit in Wissen und Weisheit. Dementsprechend kann die vollständige Ausrottung der drei selbstsüchtigen Tendenzen nur dann erreicht werden, wenn wir zur Erleuchtung gelangen oder zum vollen Verständnis des Lebens. Solange Weisheit fehlt - auch noch in den frühen Stadien der Herausbildung derselben - sind wir abhängig von den drei selbstzentrierten Tendenzen zum Selbstschutz, wobei wir das Risiko von deren nachteiligen Folgen tragen. Wenn wir jedoch Weisheit oder wahres Wissen entwickelt haben, können wir uns davon trennen.

Es gibt viele Praktiken, die der Entwicklung des Herzens förderlich sind. Manche bringen zeitweilige Früchte hervor, andere führen zur absoluten Freiheit; worin sie sich aber unterscheiden ist Weisheit, wahres Wissen und Einsicht. Dies ist wichtig für die Meditationspraxis. Allgemein gesprochen gibt es zwei Arten der Meditation, die zur Entfaltung von Ruhe und die zur Entfaltung von Weisheit und Einsicht. Die Meditation zur Entwicklung von Ruhe führt zur zeitweiligen Freiheit. Einsichtsmeditation, in der das Wissen von der wahren Natur der Dinge das leitende Prinzip ist, kann zur absoluten Freiheit führen. Wo auch immer Freiheit auftritt, gibt es auch Friede und Glück. Mit der zeitweiligen Freiheit gelangen wir zu vorübergehendem Frieden und Glück, untrennbar von der absoluten Freiheit sind der vollständige Friede und vollkommenes Glück.

Bei einer wirklich glücklichen Person kommt das Glück von innen. Wenn sie unter freudigem Einfluss steht, kann sie ihr Glück vollständig genießen. Wenn ihr keine Freude widerfährt, oder sie gar von Pech verfolgt wird, kann sie dennoch glücklich sein. Die vordergründige Pechsträhne kann nicht wirklich Einfluss auf eine solche Person gewinnen.

Nur der wirklich glückliche Mensch hat echten Frieden und nur wer in Frieden lebt kann wirklich glücklich sein. Der Glückliche strahlt Glück aus und der Friedfertige Frieden. Leute, die keinen geistigen Frieden haben, tendieren dahin Frieden zu zerstören. Wer aber mit sich selbst in Frieden lebt, lebt automatisch auch in Frieden mit anderen. Solche Menschen sind glücklich und friedvoll im wahrsten Sinne des Wortes. Deren Freude und Glück sind das wahre Leben und genau diese wahrhaft glückliche und friedfertige Person ist das vollentwickelte und erzogene Menschenwesen. Die Entwicklung, die dieses freie, glückliche und friedvolle Wesen erzeugt, nennen wir die "Friedenserziehung".

Um Freiheit, Friede und Glück zu erreichen brauchen wir die zusammenhängenden Dienste der vier Sphären der Entwicklung und die verbundene Erfüllung der vier Ebenen der Freiheit. In einem integrierten Entwicklungsprozess müssen wir weise mit beiden grundlegenden Sphären umgehen, die auf unser Leben einwirken: die innere, ganz persönliche Welt und die äußere physische Welt. Erfolg bei der Lösung der Probleme und der Stiftung von Frieden liegt in dem richtigen Verständnis und der Erkenntnis der Beziehungen zwischen diesen Sphären, deren Chancen und Grenzen und im daraus resultierenden Handeln.
Wenn wir die äußere Welt betrachten, haben wir die Rolle von Wissenschaft und Technologie und der sozialen Einrichtungen bei der Entwicklung der Freiheit zu würdigen. Wenn Wissenschaft und Technologie richtig genutzt werden, können sie Dhamma (oder Religion) in der Erreichung der physischen Freiheit komplementieren. Effiziente soziale, politische und wirtschaftliche Einrichtungen sind unentbehrlich, wenn die soziale Entwicklung jemals den Zustand der sozialen Freiheit erreichen soll.

Es scheint, dass wir heute bereits einen solchen Überfluss an materiellen und sozialen Entwicklungswerkzeugen zur Hand haben, dass eine Missbrauchsgefahr besteht und dass für Leute, die nicht genügend für ihren weisen Gebrauch vorbereitet sind, daraus mehr Probleme erwachsen als diese Nutzen stiften. Wir sollten daher damit aufhören, hierin die Priorität zu sehen. Obwohl es in Ordnung ist, wenn einige von uns damit weiter machen, die Wissenschaft und Technologie oder soziale, ökonomische und politische Systeme zu entwickeln, sollte vergleichsweise mehr Gewicht auf die bislang vernachlässigte Aufgabe gelegt werden das menschliche Individuum zu entwickeln. Dies sollte heute erste Priorität haben.

Die Entwicklung oder Erziehung des menschlichen Wesens ist eine einzigartige Aufgabe. Es ist eine Aufgabe von und für das spezifische Leben einer jeden Person. Anders als in anderen Gebieten menschlicher Aktivität, wo der Erfolgsreichtum früherer Generationen weitergegeben werden kann, muss mit der menschlichen Entwicklung oder Erziehung mit der Spanne jedes einzelnen Lebens erneut begonnen werden. Wenn man zugesteht, dass dabei jeder von uns der Schöpfer, die Hauptperson, das Opfer aller Probleme und der Genießer aller Lösungen ist, wird nur um so deutlicher, um welche großartige Aufgabe es sich handelt.
Friede und Glück des Einzelnen sind die Grundlage von Frieden und Glück der ganzen Welt. Daher ist die Erziehung zum Frieden eine unserer wichtigsten Aufgaben. Erziehung zur menschlichen Entwicklung ist die erste Voraussetzung für Frieden. Wenn diese rechte Erziehung vollständig durchgeführt wird, können wir von einem internationalen Jahr des Friedens sprechen.

Ganz praktisch gesehen besteht der erste Schritt darin, unseren Geist frei, glücklich und friedvoll zu machen und dann unseren Frieden und unser Glück mit allen anderen Menschen zu teilen, mit denen wir in Kontakt kommen.

Mögen alle glücklich und friedfertig sein und ihre geistigen, verbalen und physischen Äußerungen Beiträge zur Schaffung einer langen Periode des Friedens sein. Der Friede sei mit euch und mit allen Wesen.



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