Bangkok Post vom 3.11.1997
Geweihte Bäume -
um Rodungen zu stoppen
Mönche erheben ihre Stimme gegen den Pipelinebau

Baan Rai Pah (Thailand), Reuters. Gestern protestierten buddhistische Mönche und Umweltschützer gegen das Mul-timillionen.Dollar.Projekt der Gas-Pipeline, die durch den Urwald gebaut wird. Die Demonstranten versammelten sich in Baan Rai Pah im Sai-Yok-Nationalpark und prangerten die Regierung wegen ihrer jüngsten Entscheidung an, die 250 km lange Thai-Burma Pipeline durch den Park verlegen zu lassen.

Im Rahmen des Protestes ordinierten buddhistische Mönche Dutzende von Bäumen auf dem Gebiet, durch das die Pipeline geplant ist. „Durch die Ordination werden die Bäume geheiligt“, erklärte Sor Sivalak, ein prominenter Sozialkritiker und der Hauptredner auf der Protestveranstal-tung. „Wir erwarten, daß die Verantwortlichen unsere Tradition und Kultur auch respektieren... so werden wir unsere Bäume schützen.“ Gesänge halten durch den Wald, nachdem etwa 20 Mönche einen Flußlauf überquerten und in den dichten Dschungel gingen, um die Bäume zu ordinieren. Nach einem Gebet segneten sie den ersten Baum und wanden eine safranfarbene Robe um ihn. Die Demonstranten folgten und halfen, Roben um weitere Dutzende von Bäumen ent-lang der Pipelinetrasse zu legen.

Nach dem Kabinettsbeschluß vom 21. Oktober ist für den Sai-Yok-Abschnitt der Pipeline der Sofortvollzug angeordnet und wird wohl nach dem Ende der Regenzeit umgesetzt. Nach Angaben der staatlichen Erdölbehörde PTT, dem Investor des 16,5 Mrd Baht-Projektes (rd. 750 Mio DM), sind bereits 110 km der Gaspipeline in den westlichen Thai-Provinzen Kancha-naburi und Rtchaburi verlegt worden. Die PTT geht davon aus, daß die Pipeline-Verlegung wie geplant bis Juli abge-schlossen werden kann – ungeachtet der kurzen Verzögerung, die durch die Proteste verursacht wurden. Diese haben dazu geführt, daß die Regierung ein Umweltgutachten in Auftrag gegeben hat, bevor die Leitung durch den Park gelegt wird.

Die Aktivisten behaupten, die Regierung habe nur ein oberflächliches Umweltverträglichkeitsgutachten vorgelegt und führen weiter aus, daß die 8,4 km der Leitung ein ökologisches Desaster bedeu-ten: die Rodung der dazu nötigen 17ha Wald wird die gewachsenen Strukturen einer ökologischen Einheit auseinander-reißen. „Dadurch wird der Lebensraum einer Reihe von Tierarten, insbesondere der Elefanten zerstört“, sagte Soraida Salwala, Generalsekretärin der Stiftung der Freunde des asiatischen Elefanten. „Es gibt (in dem umstrittenen Gebiet) eine Salzlecke, wenn die Pipeline hier durch-geht, wird es die Lebensgewohnheiten im gesamten Ökosystems vernichten. Die Salzlecke ist von großer Wichtigkeit für alle Säugetiere.“

Nach Angaben der Regierungsbehörden ist der Eingriff in den Wald und das Tierleben minimal, außerdem würden nach Bau der Pipeline neue Bäume an-gepflanzt und die Tiere würden zurückkehren. Soraida bestreitet das, sie erklärt: „Der Geruch der Menschen um das Projekt wird die Fauna vertreiben. Die Tiere werden niemals zurückkehren.“

An der gestrigen Demonstration nahmen auch Burmesische Exilanten teil. Der burmesische Teil der Pipeline ist bereits seit Jahren heftig kritisiert worden, da Menschensrechtsgruppen und andere Aktivisten sagen, daß die burmeische Militärregierung Zwangsarbeiter einsetzt, um Straßen und andere Infra-struktureinrichtungen im Zusammenhang mit der Pipeline zu bauen.

Die Pipeline wird Erdgas vom Yadana-Gasfeld im burmesischen Golf von Martaban zum Kraftwerk in Ratchaburi bringen, das von der staatlichen thailändischen Elektrizitätsbehörde EGA betrieben wird. Gemäß dem 30-Jahres-Vertrag mit der Yadana-Entwicklungs-Gruppe, einem Konsortium unter Führung des französischen Ölmultis Total, wird die PTT vom 1. Juli 1998 an täglich rund 50 Millionen Kubikmeter Erdgas liefern.



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