Horst Gunkel: Die Jesus-Trilogie - Band 2: Jesus - die Jahre 30 - 96 - Kapitel 3                                            letztmals bearbeitet am 01.09.2025

Die fett und kursiv gedruckten Begriffe sind am Ende der Seite erläutert.
Beachte auch die Fußnoten, die kann man anklicken.

3 - Jesus und seine Jünger


Zunächst zur Erklärung des Begriffs Jünger. Als Jünger bezeichnet man den inneren Kreis der Anhänger eines Gurus oder Religions­stifters. Diese handeln oder missionieren häufig im Auftrag des Stifters. Bei den verschiedenen Evangelisten wird die Zahl der Jünger Jesu´ mit 70 bzw. 72 angegeben1. Die orthodoxen Kirchen bezeichnen diese Jünger als Apostel, was leicht zu Verwechslungen führen kann. Ich halte mich hier an die Terminologie der katholischen und evangelischen Kirche und unterscheide zwischen diesen Jüngern und der engeren Gruppe der zwölf Apostel2, die im Gegensatz zu den Jüngern alle männlichen Geschlechts waren.


Nachdem er seine Klausur in der Wüste beendet hatte, verließ Jesus Judäa, das westlich des Toten Meeres lag, in nördliche Richtung und durchquerte Samaria auf dem Weg nach Galiläa, der Region, in der er geboren wurde und als Kind aufwuchs. Sein Ziel war der See Genezareth, den er schon seit seiner ersten Wanderung nach Antioch als die inspirierendste Stelle empfunden hatte und wo er viele spirituell interessierte Menschen getroffen hatte. Hier wollte er seine Missions­tätigkeit beginnen.


Auf dem Weg dorthin besuchte er seine Mutter in Nazareth. Diese war überglücklich: „Jesus, mein Lieber, wie bin ich froh, dich nach so kurzer Zeit wiederzusehen. Ich hatte schon gefürchtet, du würdest mich wieder so lange allein lassen.”


Aber Mutter, ich hatte dir doch versprochen künftig mindestens einmal, meist mehrmals jährlich herzukommen, wann immer es zeitlich passt. Diesmal hat es recht bald gepasst, ich komme nämlich aus der Gegend von Jericho, wo ich Johannes den Täufer traf, und möchte nun meine eigentliche Missionstätigkeit hier in Galiläa beginnen, genauer gesagt am See Genezareth.”3

Sie unterhielten sich lange und Jesus berichtete ihr ausführlich von seinen Gesprächen mit dem Täufer und seiner Klausur in der Wüste. Nach zwei Tagen verabschiedete er sich und nach weiteren zwei Tagen war er am Galiläischen Meer, wie man den See Genezareth auch nannte.

In einem Fischerdorf namens Betsaida4 am nördlichen Ende des Sees suchte er das Gespräch mit den Menschen, zwei der Fischer waren besonders offen für seine Darlegungen und im Laufe des Gesprächs stieg ihre Begeisterung, was sicher einerseits an der Stimmigkeit von Jesu´ Argumentation lag, aber auch an der Art wie Jesus auftrat: er vermittelte eine Begeisterung, die ansteckend wirkte. Schließlich konnte er sie überzeugen, mit ihm zu ziehen, um mit ihm zusammen die Neuinterpretation des alleinigen Gottes als eines Gottes der mitfühlenden Liebe, eines Gottes der Barmherzigkeit, zu verkünden.5 Er traf den Nerv der beiden Fischer mit dem Satz: „Kommt, folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.”


Das war für Jesus ein unwahrscheinlicher Erfolg! Nachdem er beim Täufer mit seinen Plänen nicht landen konnte, hatte er hier gleich zwei begeisterte Anhänger gefunden; und anders als beim Täufer war hier klar, wer Koch und wer Kellner war – oder besser gesagt, wer der Prophet war und wer die Jünger. Zu dritt zogen sie weiter und kurz darauf ereignete sich Ähnliches: Jesus traf auf weitere Fischer, auch mit ihnen suchten sie das Gespräch. Und auch hier gelang es Jesus, unterstützt durch seine beiden neuen Jünger Petrus und Andreas, diese ansteckende Begeisterung zu übertragen, schon binnen Stunden waren auch Jakobus und Johannes so begeistert, dass sie sich entschlossen mit Jesus zu ziehen. Hier zeigte sich allerdings erstmals auch ein Problem, es war nämlich noch ein dritter Mann dabei, Zebedäus, der Vater von Jakobus und Johannes, der seine Söhne daran erinnerte, dass er in seinem Alter nicht die ganze schwere Fischerarbeit alleine machen könne, was solle denn bitteschön aus ihm werden und aus seiner Frau sowie dem jüngeren Bruder und den beiden kleinen Mädchen? Wer würde für das Einkommen der Familie sorgen?

Doch Jakobus und Johannes waren so begeistert von Jesu Darlegungen, dass sie diese Probleme einfach nicht sehen wollten oder konnten. Und erstmals kam es zu einem Phänomen, dass Jesus auf diese Art einen Keil zwischen den begeisterungsfähigen jungen Menschen und den verant­wortungsbewussten Älteren trieb.6 Er erwarb sich auf diese Art nicht nur Freunde, sondern machte sich auch einen Teil der Bevölkerung zu Feinden. Ganz ähnlich war es 500 Jahre zuvor den Buddha gegangen, dem auch viele junge Männer folgten, was durchaus zu zahlreichen Problemen in Familien führte. Jesus sah die Probleme zwar, aber sein Projekt, eine Bewegung zu schaffen, die den stockkonservativen Werten der Rabbiner die Kraft der Erneuerung entgegensetzte, war für ihn wichtiger. Jesus predigte zwar einen Gott der mitfühlenden Liebe und der Barmherzigkeit, er konnte aber durchaus auch unbarmherzig gegen die Probleme der Angehörigen seiner Jünger sein. Auf diese Art berauschten sich Jesus und seine noch kleine Jüngerschar an ihren eigenen Erfolgen.


Bald darauf begegnen sie Philippus, den Andreas und Petrus kannten, denn er stammte auch aus Betsaida7; die Männer kommen mit ihm ins Gespräch und sie können auch Philippus als Jünger gewinnen. Der ist sogar so begeistert, dass er sofort seinen Freund Nathanael aufsucht und ihm verkündet, dass derjenige erschienen sei, auf den der Tenach hinweist. Nathanael ist jedoch erst skeptisch, er hat einen Vorurteil gegen Leute aus Nazareth8. Doch Philippus überzeugt ihn mit den gleichen Worten, die der Buddha sagte, wenn er einen Mönch ordinierte. Man kann annehmen, dass Jesus schon bei ihrer Aufnahme als Jünger dieses Zitat verwendete, die Worte „Komm und sieh!”9, denn sie erscheinen ganz oft in Vinaya Pitaka, jenem Teil des Pāḷi-Kanon, den Jesus im Kloster Weiße Wolke in Bhārat Gaṇarājya kopierte. Interessant an dieser Passage ist auch, dass hier Josef als Jesu Vater genannt wird, ebenso wie an vielen anderen Stellen in den Evangelien auch.


Offensichtlich hatte Philippus bei seiner Werbung um Nathanael ziemlich stark aufgetragen, denn der lobt ihn bei ihrem ersten Zusammentreffen überschwänglich. Er ist der erste der ihn „Gottes Sohn” und „König von Israel” nennt. Jesu Antwort darauf hat zwei verschiedene Signale, erstens stuft er sich selbst gegenüber der Einschätzung „Gottes Sohn” herab und nennt sich „Menschensohn”, andererseits weist er ihn darauf hin, er habe ihn in einer Vision bereits gesehen, also in einer jener paranormalen Erscheinungen, die er aus den Meditationslehren in den buddhistischen Klöstern von Bhārat Gaṇarājya kannte, man nennt es dort das „himmlische Auge10.

Im Laufe der Zeit rekrutierte Jesus immer mehr Jünger. Er unterrichtete sie auch in den Dingen, die für die Missionsarbeit seiner Meinung nach am wichtigsten war: Krankenheilung, insbesondere Dämonenaustreibung, dabei griff er auf das zurück, was er bei den Essēnern und bei Maharadesh in Benares gelernt hatte. Er gab ihnen auch Verhaltensregeln, so sollten sie beispielsweise keine Schuhe, keinen Geldbeutel und keine Tasche tragen11, wenn sie in ein Haus kommen, sollen sie den Friedensgruß entrichten und die Nahrungsmittel und Getränke annehmen, die man ihnen gibt12 13.


In einem unterschieden sich allerding die Gewohnheiten von denen, die der Buddha seinen Mönchen aufgegeben hatte. Während die buddhistischen Mönche sowohl allein als auch zu zweit oder zu mehreren herumziehen konnten, wie es ihnen eben am zweckmäßigsten erschien, beauftragte Jesus seine Jünger jeweils zu zweien aufzutreten. Den Evangelien ist keine Begründung zu entnehmen, es kann aber sein, dass dies ihrem Schutz diente oder auch der gegenseitigen Kontrolle, aber das sind Mutmaßungen. Für ersteres spricht die Tatsache, dass Jesus ihnen sagt, dass sie „Wie Lämmer zu den Wölfen” gehen würden14. Die Regeln des Auftreten jeweils zu zweien haben übrigens die Zeugen Jehovas für ihre Hausbesuche über­nommen.


Ein Problem gibt es hinsichtlich der Jüngerinnen Jesu. Wir wissen und an verschiedenen Stellen im Neuen Testament wird auch erwähnt, dass auch Frauen unter seinen Jüngern sind, die bekannteste davon ist sicher Maria Magdalena. Wenn man aber in der Liste der siebzig Jünger nachschlägt, so findet man darin keinen einzigen weiblichen Namen. Wir müssen also davon ausgehen, dass die patriachalische Kultur, aus der die Evangelisten stammen, nicht zuließ, dass auch Frauen eine wichtige Rolle spielten und sie überall da unerwähnt bleiben, wo ihre Benennung nicht unbedingt notwendig ist. Wenn also hier sehr wenig von Frauen die Rede ist, so liegt das daran, dass es für die Zeit Jesu in Palästina keine anderen Quellen gibt als die biblischen, auf die ich mich hier beziehe. Neben Maria Magdalena ist es vor allem Jesu Mutter, die häufig auftauchte, so auch auf der Hochzeit von Kana, bei der Jesus, Maria und eine nicht näher angegebene Zahl von Jüngern Jesu´ anwesend waren.15

Und hier ereignete sich etwas, das wir bereits aus der Episode mit Maharadesh in Benares kennen, auch wenn hier die Einzelheiten des Wunderwirkens nicht so genau beschrieben werden. Aber die Grundproblematik ist die gleiche: es ist eine Hochzeit und es fehlt an Wein.16 Wenn man den Text liest, fällt als erstes die harsche Art auf, mit der Jesus mit seiner Mutter umgeht. Ich schätze, dass dies wieder das Werk des Evangelisten ist, der versucht, Frauen eine niedere Rolle zuzuschreiben. Auf jeden Fall kommt es zu einem Zusammen­spiel zwischen Maria und Jesus, bei der es den Anschein hat, dass Maria als so etwas wie die Gehilfin von Jesus auftritt – ganz ähnlich wie in Benares Jesus der Gehilfe seines Gurus Maharadesh war, als sie Wasser in Wein verwandelten. Schließlich wird der Wein auch hier in Wasserkrügen serviert. Er scheint den Gästen viel besser zu munden, als der zuvor ausgeschenkte Wein.17

Der letzte Abschnitt bewertet diesen Vorgang als das erste Wunder (Zeichen), das Jesus in Galiläa wirkte. Und auch die erwünschte Wirkung wird beschrieben: seine Jünger glaubten an ihn. Hatte er bislang seine Jünger durch seien Eloquenz, sein Charisma und seine Fähigkeit, die Menschen zu begeistern, in seinen Bann gezogen, so kommen jetzt Zeichen und Wunder hinzu, um diesen Glauben an ihn zu vertiefen. Die Saat, die in Bhārat Gaṇarājya gesät worden war, ging hier auf.

Bezeichender Weise ist das kirchliche Datum, an dem der Hochzeit zu Kana gedacht wird, der 6. Januar, also der Tag, an dem die Griechen ihren Weingott Dionysos feierten. „In der Tat ist das Motiv der Geschichte, die Verwandlung des Wassers in Wein, ein typisches Motiv der Dionysos-Legende, in der dieses Wunder der Epiphanie18 des Gottes ist und deshalb auf den Zeitpunkt des Dionysos-Festes, nämlich die Nacht vom 5. auf den 6. Januar, datiert wird. In der alten Kirche ist dieses Verwandtschaft noch verstanden worden, wenn man ... den 6. Januar für den Tag der Hochzeit von Kana hielt.”19


© 2025 Copyright by Horst Gunkel, Vacha

Fußnoten
    1. 1  Danach setzte der Herr zweiundsiebzig andere ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte. (Mk 10,1)

2 Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel: Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, Simon, genannt der Zelot, Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. (Luk. 6,13-16)

3 Nach dem Matthäus-Evangelium soll er inzwischen von der Verhaftung des Täufers gehört haben, das ist aber historisch umstritten: „Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.“ (Matth. 4,12)

4 Der Ort existiert nicht mehr, dort ist jetzt das Naturschutzgebiet Majrase.

    1. 5  Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. (Matth. 4,18-20)

    1. 6Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie. Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach. (Matt. 4,21-22)

    1. 7Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und des Petrus. (Joh. 1,44

    1. 8 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! (Joh. 1,45-46)

9www.kommundsieh.de ist übrigens auch die Homepage des Autors dieses Buches. Hier finden sich weitere Geschichten.

    1. 10  Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel.

      Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres sehen als das. Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn. (Joh. 1,47-51)

11 Etwas, das auf Armut hindeutete und auch bei den Mönchen des Buddha und den Jains so gehalten wurde.

12Auch die Ernährungsregeln wurden im Kern vom Buddha übernommen, wenn auch etwas weniger streng. Buddhistische Mönche durften keine alkoholischen Getränke annehmen und nach der Mittagsstunde nicht mehr essen.

    1. 13 Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche, keine Schuhe, und grüßt niemanden auf der Straße. Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause! Und wenn dort ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum andern gehen. Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, dann esst, was euch vorgesetzt wird, und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. (Luk. 10,4-9)

    1. 14 Danach setzte der Herr zweiundsiebzig andere ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte,und sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte. Geht hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. 
      (Luk. 10,1-3)

    1. 15 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. (Joh. 2,1-2)

    1. 16 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. (Joh. 2,3-5)

    1. 17 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maß. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. (Joh. 2,6-11)

18 Epiphaniasfest ist der ursprüngliche und heute noch in der evangelischen Kirche gebräuchliche Name eines am 6. Januar begangenen Festes. Das Wort Epiphanie (von altgr. ἐπιφάνεια epipháneïa = Erscheinung) steht für einen (Erweckungs-) Moment von besonderer Tragweite.

19 Rudolf Bultmann. Das Evangelium des Johannes, Göttingen 1962, S. 83    


Erläuterungen

Antioch – war eine der Hauptstädte des Seleukidenreiches, Neugründung im Jahre 300 v.u.Z. (nach einem Erdbeben). Die             Stadt heißt heute Antakya und liegt im äußersten Süden der Türkei an der syrischen Grenze (nahe Aleppo). 64 v.Chr.            verleibte sich das Römische Reich die Reste des Seleukidenreiches ein, Antioch wurde zur Hauptstadt der Provinz                Syrien (neben Ägypten die reichste Provinz des Römischen Reiches). Zu Jesu´ Zeiten hatte Antioch etwa 500.000                 Einwohner und war damit eine der vier größten Städte des Reiches (neben Rom, Alexandria und Karthago).

Benares – (heute: Varanasi im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, die bisauf das 11. Jh. v.u.Z. Zurückgeht). Es ist die Stadt, wo der Buddha erstmals den Dharma darlegte. Sie gilt als spirituelle HauptstadtIndiens und zieht noch heute unzählige Hindu-Pilger an, die hier im heiligen Wasser des Ganges baden und Bestattungsrituale vornehmen. Inden gewundenen Straßen der Stadt liegen rund 2.000 Tempel.

Bharat Ganarajya – (Sprache: Hindi) indische Bezeichnung für Indien

Essēner - eine religiöse Gruppe im antiken Judentum vor der Zerstörung des zweiten Tempels (70 n. Chr.) bezeichnet, deren wesentliche theologische Hauptmotive die „messianische Naherwartung“ und die „Kritik am unreinen Tempelkult“ in Jerusalem waren. Nach verschiedenen Angaben zeit­genössischer Autoren (Philon von Alexandria, Plinus d. Ä. und Flavius Josephus) befolgten sie strenge, zum Teil asketische Lebensregeln. Demnach war sie eine im 2. Hd. v. Chr. entstandene jüdische Ordensgemeinschaft in Palästina, die möglicherweise auch vom Zorastrismus, Pythagoreismus und vom Buddhismus beeinflusst worden war. (Wikipedia 10.1.24)

Guru – spiritueller Lehrer und/oder Anführer

himmliches Auge (dibba-cakkhu) beschreibt eine Eigenschaft eines spirituellen Meisters, die ihn zum Hellsehen befähigt, also das zu sehen, was an einem anderen Ort (oder auch zu einer anderen Zeit) geschieht.

Johannes der Täufer – (5 v.u.Z. - 30 oder 36 u.Z.) war ein jüdischer Bußprediger, derab 28. u.Z. In Galiläa und Judäa auftrat. Seine Historizität ist durch Flavius Josephus bestätigt.

Judäa – Name des Siedlungsgebietes der Juden zur Zeit Jesu. Judäa ist seit 63 v.u.Z. Teil von Palästina, das wiederum Teil der Provinz Syrien des Römischen Reiches ist.

Pāḷieine Schriftsprache, in der in erster Linie buddhistische Texte niedergeschrieben sind, sie wurde vom 6. Jhd. v. u. Z. bis zum 10 Jhd. u. Z. verwendet (mittelindische Zeit), ältere Texte sind altindisch, die zuständige Schriftsprache ist Sanskrit. Es wird angenommen, dass Pāḷi aus dem Dialekt Magadhi abgeleitet wurde, dem Dialekt, der in Maghada, gesprochen wurde, einem der nordindischen Staaten, in dem sich der Buddha oft aufhielt. Das Wort Pāḷi bedeutet „Textzeile“, woraus schon deutlich wird, dass es sich um eine typische Schrift­sprache handelt.

Pāḷi-Kanon – älteste Schriftensammlung des Buddhismus, hier sind u.a. die Lehrreden des Buddha enthalten

Rabbiner - das ist ein Funktionsträger in der Jüdischen Religion. Seine Hauptaufgabe ist es, die Tora (ein Teil des Tenach) zu lehren. Die Grundform des Rabbiners entwickelte sich, als sichgelehrte Lehrer versammelten, um die schriftlichen und mündlichen Gesetze des Judentums zu kodifizieren.

Tanach - oder Tenach (hebr. תנ״ך TNK) ist eine von mehreren Bezeichnungen für die Hebräische Bibel, die Sammlung der heiligen Schriften des Judentums er enthält unter anderem die Tora (Weisung). Das Christentum hat alle Bücher des Tanach - etwas anders geordnet – übernommen. Sie sind das Alte Testament.

Vinaya Pitaka – (wörtlich: Korb der Disziplin) ist eine Sammlung von buddhistischen Ordensregeln. Er bildet die erste Abteilung („Korb der Ordensregeln“) des Pāḷikanon (Pitaka, „Dreikorb“). Er ist die Grundlage für das buddhistische Mönchtum. Er enthält Regeln für den Tagesablauf der Mönche und Nonnen, sowie Regeln für Umgangsformen, die sowohl für die Ordinierten selbst galten, als auch eine angemessene Begegnung zwischen Ordinierten und Laiengemeinschaft gewährleisten sollten.


Zurück zur Übersicht Band 2: Jesus - die Jahre 30 - 96

zur Seite Die Jesus-Trilogie

zur Heimatseite

© 2025 Copyright by Horst Gunkel, Vacha