Horst Gunkel: Die Jesus-Trilogie - Band 2: Jesus - die Jahre 30 - 96 - Kapitel 2                                           letztmals bearbeitet am 01.09.2025

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2 - Johannes der Täufer und 40-tägiges Fasten


Am See Genezareth hörte Jesus erstmals von diesem anderen Mann, der als Prophet galt, ja vielleicht sogar als die Wieder­geburt des Propheten Elia. War da ein anderer, der einen ähnlichen Kurs verfolgte wie er selbst? Vielleicht einer, der sich in Gegensatz zu ihm traute, die Lehre von der Wiedergeburt zu verbreiten? War das ein Konkurrent oder ein möglicher Verbündeter? Man nannte ihn Johannes den Täufer, weil er die Menschen im Jordan taufte.

Stell dir nur vor, Jesus, dieser Mann trägt sogar die gleiche Felljacke, wie dies von Elia bekannt ist, der schon vor vielen hundert Jahren starb – und jetzt ist er wieder da. Er tauft die Menschen im Jordan, und es heißt, dadurch würden ihre Sünden vergeben. Nur schade, dass ich zu alt bin, um noch dorthin zu gehen.” So hörte er es von einer alten Frau in einem Dorf am See Genezareth.

Konnte es sein, dass auch dieser Mann in Bhārat Gaṇarājya war? Da war nicht nur die Sache mit der Wiedergeburt, sondern auch diese Taufe im Jordan. Das kannte Jesus aus Benares, wo gläubige Hindus im Ganges kurz untertauchten und sich davon die Vergebung ihrer Sünden erhofften, manche tranken sogar das stinkende Wasser! War hier einer, der von der Lehre der Brahmanen ebenso beeindruckt war, wie Jesus von der Lehre des Erwachten?

Halt! sagte er sich, kaum dass er an den Erwachten gedacht hatte. Das, was du jetzt machst, ist Verblendung, eines der drei Grundübel, die der Buddha benennt. Du hast etwas gehört und schon machst du Pläne, hast Hoffnungen einen Partner zu finden oder einen Konkurrenten zu haben, das ist Papañca, so funktionieren irrige Projektionen aufgrund höchst unvoll­ständiger Informationen.

`Ich werde diesen Johannes einfach aufsuchen, mit ihm reden´, sagte er sich. `Ich kann mich ja auch von ihm taufen lassen, vielleicht gewinne ich so sein Vertrauen. Er soll die Menschen im Jordan taufen, in der Nähe von Jericho, also kurz bevor der Jordan ins Tote Meer mündet. Ich selbst sollte also zunächst nicht zu wirken anfangen, bevor ich mich nicht mit ihm unterhalten habe. Jericho ist nicht weit von Jerusalem und von En Gedi, wo ich bei den Essēnern war. Der Plan ist also zunächst bei meinen Eltern in Nazareth vorbeizuschauen, dann Johannes aufzusuchen und danach mein weiteres Vorgehen festzulegen.´

Und Jesus setzte diesen Plan um. Zwei Tage später, gegen Abend, kam Jesus in Nazareth an, er ging sofort zu seinem Elternhaus. Schon von weitem konnte er erkennen, dass in den letzten Jahren keine Ausbesserungsarbeiten vorgenommen worden waren, und ihm war klar, was das bedeutete: sein Vater war Zimmermann, der hätte es nie soweit hätte kommen lassen! Josef musste also tot sein. Jesus näherte sich, bedrückt von diesem Gedanken. Hinter dem Haus im Garten war eine Frau in den Vierzigern bei der Gartenarbeit. Jesus traten Tränen in die Augen: „Mutter!”

Maria drehte sich herum, sah den bärtigen Mann mit den langen Haaren und der tiefen Stimme, sie blickte ungläubig: „Jesus? Bist du es wirklich? Du lebst! Du bist zurückgekehrt! Komm zu mir! Wie ist es dir ergangen? Dein Vater...”

Ich weiß, Mutter, wann ist er..?”

Vor sechs Jahren, aber jetzt erzähle mir von dir, wie ist es dir ergangen? Wo warst du überhaupt?” Sie setzen sich auf eine Bank. Es gab ja so unglaublich viel zu erzählen.


Am Sabbath entschied Jesus sich nach all der Zeit endlich wieder in die Synagoge zu gehen. Nicht nur das, er ergriff auch dort das Wort. Offensichtlich lag er mit seinen Beiträgen nicht gerade im Mainstream, wie der Evangelist Markus zu berichten weiß.1 Am interessantesten erscheint mir jedoch seine Antwort, die er kurz nach dem er von seiner mehr als 15 Jahre langen Reise ins Ausland zurückkehrte, gibt.2 Er bezeichnet sich als Propheten. So steht das im Evangelium, und das obwohl die christlichen Kirchen ihn nicht als Propheten bezeichnet, sondern als Sohn Gottes. Lediglich im Islam wird Jesus als Prophet bezeichnet; als die vier letzten Propheten gelten dort Elia, Johannes der Täufer, Jesus und Mohammed. Und auch die Tatsache, dass der Prophet „nirgends weniger gilt als in seinem Vaterland” ist ein deutlicher Hinweis, wo Jesus in den langen Jahren war, die uns die Bibel verschweigt: Im Ausland. Soviel also zum Besuch in der Synagoge.

Jesus blieb eine Woche, in der die beiden sich in der Tat viel zu erzählen hatten, bei seiner Mutter; außerdem besserte Jesus die Schäden am Haus aus.

Du musst wirklich schon, wieder weg, du warst doch nur ein paar Tage da!” klagte Maria, als er ihr sagte, dass er am folgenden Tag Richtung Jericho gehen würde, zu dem Täufer.

Diesmal aber nicht für sehr lange, ich werde nur nach Judäa gehen und ich verspreche dir, jedes Jahr mindestens einmal vorbeizuschauen, eher zwei bis dreimal.” Dennoch musste Maria weinen, als ihr Sohn wieder ging.

Die Reise zu der Stelle am Jordan, an der der Täufer taufte, dauerte eine Woche, wäre er stramm gegangen, hätte er es auch in fünf Tagen schaffen können, aber Jesus suchte das Gespräch mit den Menschen, und wenn wir den Evangelisten glauben können, heilte er auch auf dieser Strecke schon Kranke.

Das Treffen zwischen Johannes und Jesus scheint historisch stattgefunden zu haben. Die Berichte, die es darüber gibt und die uns erhalten sind stammen von den Evangelisten, die natürlich an der Verherrlichung Jesu´ interessiert sind, und alle keine Zeitgenossen Jesu waren, sondern das alles nur nach dem Hörensagen berichteten. Dementsprechend huldigt Johannes dem Jesus. Insbesondere der Evangelist Matthäus überschlägt sich gerade zu vor Begeisterung und lässt gleich noch den Heiligen Geist (in Form einer Taube) und Gott als Zeugen auftreten.3

Ich vermute, dass die Begegnung nicht ganz so harmonisch abgelaufen ist. Jesus ließ sich zwar von Johannes taufen, um seinen Kooperationswilligkeit unter Beweis zu stellen. Johannes hatte jedoch kein Interesse den Status als Prophet und Täufer wieder aufzugeben und sich Jesus unterzuordnen. Jesus seinerseits hatte nicht die Absicht, sich als Assistent von Johannes zu verdingen. Da erscheinen erstmals nach vielen Jahrhunderten zwei Personen, die als Propheten Gottes gelten (oder wie im Falle Jesu: gelten wollten), aber sie sind Konkurrenten und gehen sich in der Folge aus dem Weg. Etwas Ähnliches gab es übrigens auch in Indien, wo in den letzten 3000 Jahren genau zwei Religionsstifter auftraten, die noch heute eine große Anhängerschaft haben: beide gleichzeitig, beide im gleichen Teil Indiens, am Ganges in der Gegend um Benares, es waren der Buddha und Mahavira, der als Stifter des Jainismus gilt.

Jesus haderte mit der neuen Situation, mit der Tatsache, dass die Rolle des Propheten bereits von Johannes besetzt zu sein schien. Er ging in ein Retreat in die Wüste, wo er 40 Tage fastete, wie uns die Evangelisten berichten. Dieses Retreat fand nicht allzu weit von der Stelle statt, an der Johannes ihn getauft hatte und auch nicht allzu weit von der Oase En Gedi, wo er als zwölfjähriger Knabe für ein Jahr in einer Gemeinde der Essēner lebte. Seine Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit dem Täufer hatte sich zerschlagen. Und auch seine ursprüngliche Absicht, als erster Prophet seit Elia vor rund 900 Jahren zu gelten wäre kaum durchzusetzen, denn diesen Ruf hatte bereits Johannes der Täufer, der ja sogar den Ruf hatte, die Wiedergeburt des Elia zu sein.

Offensichtlich war der Wiedergeburts-Gedanke bei den Juden doch nicht so abwegig, wie Jesus ursprünglich geglaubt hatte. Wäre dies eine Lösung? Könnte er diesen Wiedergeburts-Gedanken, wie er ihn vom Brahmanismus und vom Buddhis­mus kannte, aufgreifen? Diese Idee schien ihm zunächst durchaus verlockend.

Bei genauerem Betrachten musste er allerdings feststellen, dass bei den beiden östlichen Religionen Wiedergeburt etwas war, woraus die Menschen zu entrinnen versuchten. Bei den Hindus war es eine Seele, die zu immerwährender Wiedergeburt verurteilt war, bis sie sich nach Millionen von Leben endlich mit dem Brahman, dem Schöpfergott, vereinen konnte. Bei den Buddhisten gab es keine feste unveränderliche Seele, es war vielmehr das negative Karma, also durch Gier, Hass und Verblendung gebildete negative Samen in der Tiefe des Unbewussten, die abgearbeitet werden mussten, während man gleichzeitig versuchte, keine zusätzlichen solchen negativen Samen durch Handlungen, die von Gier, Hass und Verblendung verursacht waren, zu bilden.

Bei beiden östlichen Religionen war es also so, dass die Gläubigen versuchten, dieser Wiedergeburt zu entrinnen. Ganz anders aber stand es im Tenach, hier gilt die Auferweckung zum Ewigen Leben4 bzw. die Entrückung in den Himmel5 nur wenigen Auserwählten aufgrund eines göttlichen Aktes zu. Wiedergeburt als etwas, dem man zu entrinnen versucht, ist also ein dem jüdischen Glauben ferner Gedanke. Daher verwarf Jesus diesen Gedanken weitgehend. Weitgehend ist hier gemeint als etwas, was für das Handeln der Gläubigen relevant ist. Es schien ja Ausnahmen zu geben. Bezüglich der Annahme, dass Johannes der Täufer eine Wiedergeburt von Elia sei, schien ja ein besonderer Akt der Gnade Gottes vorzuliegen.

In diesem Zusammenhang erinnerte er sich an die Art „Auferstehung” die er bei seinem Guru Amar Jadoo in Bhārat Gaṇarājya selbst erlernt hat. Damals hatte er erlernt sich lebendig begraben zu lassen und nach drei Tagen wieder aufzuerstehen”. Diese Art der „Auferstehung” ließe sich möglicherweise den Gläubigen als ein besonderer Akt Gottes verkaufen, dachte er sich. Dies sei aber jetzt kein aktuelles Thema, darüber würde er zu gegebener Zeit nachdenken, sagte er sich; jetzt müssten zunächst andere Dinge gelöst werden, nämlich die Art seines Auftretens in der nächsten Zeit. Hierfür war der Wiedergeburts­gedanke uninteressant.

Was sich im einzelnen in diesen vierzig Tagen des Fastens in der Wüste abspielte, ist unbekannt. Wir wissen nur das, was die drei Synoptiker dazu in ihren Evangelien schrieben. Da niemand außer Jesus während seines Retreats dabei war, können sie es nur durch spätere Berichte von Jesus, die mündlich weitergegeben wurden, haben.6

Was dort geschah wusste also nur Jesus, und es stand am Anfang seines Wirkens in Palästina. Es ist die Geschichte von den drei Versuchungen durch den Teufel. Dies dürfte ein Mythos sein, ein Mythos, von Jesus selbst erzählt. Und er ähnelt damit einem anderen Mythos, den der Buddha selbst von seiner Erleuchtungsnacht erzählte, und den Jesus aus seiner Zeit in Bhārat Gaṇarājya kannte, es ist einer der bekanntesten buddhistischen Mythen: der Mythos, wie der Versucher an den Buddha herantrat und ihn dreimal in Versuchung führte. Der Buddha meisterte diese Versuchungen und wurde erleuchtet.7

Sehen wir uns jetzt genau an, was in dem biblischen Mythos steht:8 „Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht aber geschrieben9: `Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.´”

Hier ist von etwas ganz Natürlichem die Rede: wenn man hungert, sucht man nach Nahrung. Der Versucher bietet die Lösung: Wenn du Wunder tun kannst, dann verwandle die Steine in Brot. Jesus widersteht der Versuchung. Angeblich bringt er dazu noch ein wörtliches Zitat aus dem Tenach. Das halte ich für eine nachträgliche Ergänzung, denn dass Jesus, der schon als Zwölfjähriger Palästina verlassen hatte, zuvor den gesamten Tenach auswendig gelernt hatte, um jetzt ein passendes Zitat zu finden, ist mehr als unwahrscheinlich. Aber es handelt sich ja auch um einen Mythos, und der geht so weiter: „Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben10: `Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.´ Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben11: `Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.´”

Während die erste Versuchung etwas Naheliegendes ist, nämlich, dass man, wenn man hungert, mit allen verfügbaren Mittel nach etwas Essbarem sucht, ist der Anlass hier weniger offensichtlich: Warum sollte sich ein vernünftiger Mensch von einem Turm stürzen? Allerdings wird auch die Antwort darauf gegeben: Weil er weiß, dass Gott ein Engelsgeschwader aussenden müsste, um ihn zu retten. Demnach kann es dabei nur um Selbstbestätigung gehen („Gott muss mir gehorchen”) oder um die Außenwirkung („damit die Leute sehen, dass ich das Engelsgeschwader kommandiere”). Es geht also darum Wunder entweder zur Selbstbestätigung zu tun oder um Menschen zu beeindrucken. Hierbei kommt die Prägung durch den Buddhismus durch. Selbstbestätigung ist das, was der Buddhist am wenigsten tun sollte, denn es geht in der Lehre des Buddha um die Überwindung des Selbst. Und Wunder zu tun wegen der Außenwirkung, hat der Buddha immer abgelehnt, weil er die Menschen nicht wie ein Zauberer faszinieren möchte, sondern sie durch die Wirkung des Praktizierens seiner Lehre, des Dharma, überzeugen wollte. Meines Erachtens geht es hier um einen inneren Kampf Jesu, den er hier in diesem Mythos verlagerte. Einerseits möchte er aufgrund seiner buddhistischen Prägung der Lehre des Erhabenen folgen, andererseits war in Indien bei zwei Gurus in der Lehre, um zu erlenen, wie man Menschen durch Wunder und Dämonen­austreibungen überzeugen kann.

Kommen wir zur dritten Versuchung und lesen auch hier zunächst den Wortlaut des Evangeliums12: „Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben13: `Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.´ Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel herzu und dienten ihm.”

Dies wiederum setzt an einem der drei Grundübel an, die alle unerleuchteten Menschen haben: Gier14. Offensichtlich hat Jesus als (noch) nicht erleuchteter Mensch noch mit Gier zu kämpfen, auch wenn er ihr hier widersteht.


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Fußnoten
    1. 1 Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn? (Markus 6,2-3)

    1. 2 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause.“
      (Markus 6,4)

3 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er’s ihm zu. Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. (Matthäus 3,13-17)

Jesus hat sich selbst übrigens nicht als den Sohn Gottes bezeichnet, sondern als Menschen­sohn, wobei da allerdings möglicherweise auch eine Allmachts­phantasie hineinspielte, denn dieser Ausdruck kommt im Tenach nur im Buche Daniel vor, dort heißt es: „und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.“ (Daniel 7,13-14)

4 so steht es im Buch Daniel

5 so in der Genesis und bei Elia

6 Es ist natürlich auch denkbar, dass dies einer der drei erfunden hat und die anderen beiden abschrieben, das halte ich aber nicht für glaubwürdig.

7 Dieser Mythos von der Erleuchtungsnacht des Buddha ist allerdings tiefgründiger, hier greift der Buddha auf Archetypen zurück. Es sind übrigens vier archetypische Gestalten, die später C.G. Jung in den Mittel­punkt seiner Psychologie stellte. Vgl. hierzu Horst Gunkel: „Der Buddha – eine Biografie in Geschichten“, Norderstedt 2024

8 Matt. 4,1-4

9 5. Mose 8,3

10 Ps 91,11-12

11 5. Mose 6,16

12 Matt. 4,8-11

13 5. Mose 6,13

14 Die anderen beiden sind laut dem Buddha: Hass und Verblendung


Erläuterungen

Benares – (heute: Varanasi im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, die bis auf das 11. Jh. v.u.Z. Zurückgeht). Es ist die Stadt, wo der Buddha erstmals den Dharma darlegte. Sie gilt als spirituelle Hauptstadt Indiens und zieht noch heute unzählige Hindu-Pilger an, die hier im heiligen Wasser des Ganges baden und Bestattungsrituale vornehmen. In den gewundenen Straßen der Stadt liegen rund 2.000 Tempel.

Bharat Ganarajya – (Sprache: Hindi) indische Bezeichnung für Indien

Brahmā – einer der Hauptgötter des Hinduismus, er gilt dort als der Schöpfer. Der Buddhismus kennt keinen Schöpfergott.

Brahmanen – eine der Kasten im Hinduismus, nur Brahmanen dürfen religiöse Rituale vollziehen

Brahmanismus – indische Religion, in der (u.a.) einen Brahman (Gott) verehrt wird. Der B. heute als Hinduismus bezeichnet.

Buddha – wörtlich: Erwachter (oder Erwachte); Person, die das Ziel desBuddhismus erreicht hat und damit befreit ist von den Fesseln des Ichglauben

Buddhismus – neuzeitlich-westliche Bezeichnung für das Übungssystem und die Lehre des Buddha. Der Buddha selbst nannte seine Lehre den Dharma.

Dharma – hier gewöhnlich die Bezeichnung für die Lehren des Buddha. Das Wort bedeutet Wahrheit, (Natur-)Gesetz, Wissenschaft, Lehre.

Elia – Prophet, der im 9. Jhd. v.u. Z. im Nordreich Israel wirkte, sein Name bedeutet „Mein Gott ist JHWH

Erhabener – Anrede für den Buddha, wird nur von seinen Anhängern verwendet. In anderen östlichen Religionen teilweise auch Anrede für den Religionsstifter oder Guru.

Erwachen – andere spirituelle Traditionen sprechen von Erleuchtung, im Buddhismus verwenden wir besser den Ausdruck „Erwachen“ für das, was der Buddha erreicht hat. Während unter „Erleuchtung“ jeder etwas anderes verstehen kann, beschreibt „Erwachen“ das spezifisch Buddhistische, die Tatsache, dass die erwachte Persondie drei Wesensmerkmale (Leidhaftigkeit, Vergänglichkeit und Wesenslosigkeit) völlig verwirklicht hat. Es ist für die erwachte Person so, als sei alles, was vorher war, so absurd und unlogisch wie ein Traum, daher der Ausdruck „Erwachen“.

Erwachter – Synnonyn für den Buddha, einer der Erwachen erreicht hat.

Essēner - eine religiöse Gruppe im antiken Judentum vor der Zerstörung des zweiten Tempels (70 n. Chr.) bezeichnet, deren wesentliche theologische Hauptmotive die „messianische Naherwartung“ und die „Kritik am unreinen Tempelkult“ in Jerusalem waren. Nach verschiedenen Angaben zeit­genössischer Autoren (Philon von Alexandria, Plinus d. Ä. und Flavius Josephus) befolgten sie strenge, zum Teil asketische Lebensregeln. Demnach war sie eine im 2. Hd. v. Chr. entstandene jüdische Ordensgemeinschaft in Palästina, die möglicherweise auch vom Zorastrismus, Pythagoreismus und vom Buddhismus beeinflusst worden war. (Wikipedia 10.1.24)

Evangelist – Verfasser eines der vier Berichte (Evangelien) über das Leben Jesu´, es sind dies Matthäus (schrieb zw. 80 und 90 u.Z.), Markus (ein Schüler des Petrus und Mitarbeiter des Paulus, er schrieb zw. 60 und 80 u.Z.), Lukas (schrieb z. 80 und 85 u.Z.) und Johannes (schrieb vermutl. Anfang des 2. Jhd.u.Z.) Die ersten drei gelten als Synoptiker.

Ganges – Einer der großen Ströme des ind. Subkontinents (neben Indus und Brahmaputra). Er gilt bei den Hindus als heilig, diese versprechen sich von einem Bad im Ganges die Absolution von ihren Sünden. Der Buddha lebte und wanderte im Umfeld des Ganges.

Guru – spiritueller Lehrer und/oder Anführer

Jainismus – Der Jainismus ist eine indische Relgion, die es seit etwa 3500 Jahren gibt (teilweise wir er auf noch älter geschätzt. Seine großen Lehrer werden als „Furtbereiter“ bezeichnet, weil sie die Furt auf gezeigt haben, zu denen es an das andere Ufer (Nirwana) geht. Historisch belegt ist der letzte der Furtbereiter, Mahavira der zur gleichen Zeit lebte wie der Buddha. Er war radikaler als der Buddha und gewissermaßen sein Konkurrent auf dem Markt der neuen Religionen Indiens vor 2500 Jahren. Im Gegensatz zum Buddhismus ist der Jainismus in Indien niemals verschwunden. Heute bekennen sich in Indien mindestens fünf Millionen Menschen zum Jainismus.

Jains – Anhänger der Religion des Jainismus

Johannes der Täufer – (5 v.u.Z. - 30 oder 36 u.Z.) war ein jüdischer Bußprediger, der ab 28. u.Z. In Galiläa und Judäa auftrat. Seine Historizität ist durch Flavius Josephus bestätigt.

Judäa – Name des Siedlungsgebietes der Juden zur Zeit Jesu. Judäa ist seit 63 v.u.Z. Teil von Palästina, das wiederum Teil der Provinz Syrien des Römischen Reiches ist.

Karma – im Buddhismus jede absichtlich ausgeführte Handlung. Es wird davon ausgegangen, dass Handlungen Folgen haben, die (auch) auf den Verursacher zurückwirken. Im Hinduismus hingegen wird meist davon ausgegangen, dass es karmisch heilsam sei,sich an die Regeln und Beschränkungen seiner Kaste zu halten und die Brahmanen (bezahlte) Opfer für einen bringen zu lassen.

Kaste – die indische Gesellschaft wird gemäß der hinduistischen Religion in streng voneinander abgetrennte Kasten eingeteilt, die wichtigsten Kasten sind die Brahmanen (Priester), katriya (Adel, Krieger, Beamte) und die vaiśya (Sanskrit: Kaufleute, Händler, Großgrundbesitzer) und śūdras (Arbeiterklasse incl. Handwerker), darunter stehen die Dalits (Kastenlose, Unberührbare). Auf diese Art schuf der Hinduismus eine Apartheidsgesellschaft mit einer arischen Mittel- und Oberschicht, und einer indigenen Bevölkerung, die man nicht einmal berühren durfte; so sollte eine Rassenvermischung verhindern werden.

Mahāvira - wörtl.: „großer Held“ gilt vielen als der Begründer der indischen Religion Jainismus, die etwa zeitgleich mit dem Buddhismus entstanden ist. Die Lehre des Jainismus existiert in Indien bis auf den heutigen Tag; außerhalb des Subkontinents konnte sie jedoch – im Gegensatz zur Lehre Buddhas – nie nennenswert Fuß fassen. (Quelle: Wikipedia)

Mohammed oder Muhammad - wurde geboren zwischen 570 und 573 u.Z. in Mekka, er starb am 8. Juni 632 in Medina. Er war der Stifter des Islam und gilt in diesem als Prophet und Gesandter Gottes. (Wikipedia 17.5.2024)

Mythos - (altgr.) ist in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Erzählung. Im religiösen Mythos wird das Dasein der Menschen mit der Welt des Transzendenten verknüpft.

papañca – übliche Übersetzung: „geistiges Ausufern“, ich sage lieber: „geistiges Plappern“. Es ist das, was wir üblicherweise machen, wenn wir glauben, nachzudenken: uns fällt etwas ein, wir assoziieren etwas, dann etwas anderes, aber es fehlt dabei die Bestimmtheit, ein klar umrissenes Problem zu lösen. Statt dessen ist unser Geist unter Einfluss von Gier, Abneigung und Verblendung.

Retreat – eine Zeit in klösterlicher Abgeschiedenheit

Retreatzentrum – ein Ort, wo zahlreiche Personen gleichzeitig in Abgeschiedenheit meditieren können; ursprünglich für Mönche in der Regenzeit gedacht, heute für Laien, die sich Zeit für einen meditativen Rückzug nehmen.

Sabbat - jiddisch Schabbes ist im Judentum der siebte Wochentag, ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Seine Einhaltung ist eines der Zehn Gebote. Er beginnt am Vorabend und dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag, denn im jüdischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr. Dies ist abgeleitet aus dem Schöpfungsbericht, dort heißt es „und es war Abend und es war Morgen, ein Tag“.

Synagoge - Eine S. (von altgriechisch συναγωγή synagōgē, „Versammlung“) ist ein Gebäude, das der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und oft auch als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde dient. Sie ist die wichtigste Institution im Judentum.

Synoptiker – Die Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas gelten als Synoptiker seit J.J. Griesbach diese drei Evangelien erstmals in Spalten nebeneinander (= Synopsis) druckte. Man nimmt an, dass die drei sich auf eine gemeinsame Quelle beziehen. Das spätere Johannesevangelium ist etwas anders und poetischer aufgebaut.

Tanach - oder Tenach (hebr. תנ״ך TNK) ist eine von mehreren Bezeichnungen für die Hebräische Bibel, die Sammlung der heiligen Schriften des Judentums er enthält unter anderem die Tora (Weisung). Das Christentum hat alle Bücher des Tanach - etwas anders geordnet – übernommen. Sie sind das Alte Testament.

Wiedergeburt – in Hinduismus reinkarniert sich die Seele nach dem Tode neu. Anders im Buddhismus, dieser kennt weder eine Seele noch ein Selbst, sondern nur Prozesse. Karmisch unvollkommene Prozesse, d. h. solche, die mit Gier, Hass und Verblendung kontaminiert sind, führen zu einem Wiederentstehen. Gewohn­heiten und Verhaltensmuster bestehen so weiter, auch über den Tod einer Person hinaus. Es ist also nicht so, dass eine verstorbene Person, oder ein „Ich“ wiedergeboren wird. Der Buddha vermied den Ausdruck Wiedergeburt, da dies den Anschein erweckt, es gäbe ein Wesen, das wiedergeboren wird.


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