Frankfurter Rundschau vom 7. Juli 1997


Kirch schöpft Spanne bei Pro-Sieben-Aktie voll aus
Start am Montag zum Maximalpreis von 72 Mark / Nachfrage übersteigt Angebot um das Fünzigfache

MÜNCHEN (ap/rtr). Die erste deutsche Fernseh-Aktie, die der Pro Sieben Media AG, wird heute zu einem Preis von 72 Mark an die Börse kommen. Die Emission war nach Mitteilung der Firma 50fach überzeichnet, was eine Gesamtnachfrage von mehr als 60 Milliarden Mark bedeutet. Vorstandschef Georg Kotier spricht daher von einer der „erfolgreichsten Neuemissionen in der deutschen Börsengeschichte". Das Unternehmen, dem unter anderen die beiden Sender Pro Sieben und Kabel eins gehören, gibt 17,5 Millionen Vorzugsaktien aus.

Der Maximalpreis von 72 Mark wurde von Pro Sieben Media und den Konsortialbanken in einem zehn Tage dauernden Zuteilungsverfahren festgelegt. Anleger konnten während dieser Zeit in einer Spanne zwischen 66 bis 72 Mark ordern. 52,5 Prozent der Emission fließen den Angaben zufolge an deutsche Privatleute.
Wegen der riesigen Nachfrage ist, wie bei der Telekom, die Zuteilung nach der Höhe der Aufträge gestaffelt. Danach erhalten Interessenten, die bis zu 99 Aktien geordert haben, 40 Stück. Wer zwischen 100 und 299 kaufen wollte, bekommt 70 Stück. Bei Bestellungen von 300 bis 499 Papieren sind es 100 Stück, für 500 bis 999 gibt es 150, für 1000 bis 1999 macht Pro Sieben 250 Stück und bei mehr als 2000 schließlich 360 locker.

Der Erlös von 1,26 Milliarden Mark brutto (einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen die Bankprovisionen und andere Kosten) fließt zum Großteil in die Tasche von Hauptaktionär Thomas Kirch, Sohn des Medienmoguls Leo Kirch. Pro Sieben Media bekommt lediglich 360 Millionen Mark, die das Eigenkapital über die Schwelle von 700 Millionen hieven. Beobachter erwarten einen rasanten Start der Fernsehaktie. Auf dem grauen Markt wurden bereits bis zu Mark geboten. Die Mediengruppe, deren Stammaktien weiterhin zu 60 Prozent den Händen von Thomas Kirch und zu 40 Prozent bei der Handelsgruppe Rewe liegen werden, hatte im Vorjahr 1,7 Milliarden Mark umgesetzt und dabei einen Gewinn von knapp 170 Millionen Mark erwirtschaftet.



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