90 Prozent der 270 Millionen europäischen Legehennen werden in Käfigen gehalten. Die bestehenden Anlagen, die auf unanfechtbaren Genehmigungen beruhen, genießen weiterhin Bestandsschutz, auch wenn sie de facto einen Strafbestand darstellen. Grundlegende Veränderungen in der Legehennenhaltung sind ab dem Jähr 2012 zu erwarten. Von da an dürfen nur noch „ausgestaltete" Käfige mit einer Grundfläche von 750 cm2, Nest, Sitzstange und Scharrfläche eingesetzt werden.
Haltung | Kennzeichnung auf Verpackung | Auslaufflache | Anteil deutscher Haltungsplätze (1998) |
Artgerech | Freilandhaltung | 10 qm/Tier | 3,7 % |
Artgerecht | Intensive Auslaufhaltung | 10 qm/Tier | 0,4 % |
Bedingt artgerecht | Bodenhaltung | Keine | 6,3 % |
Bedingt artgerecht | Volierenhaltung | Keine | 0,3 % |
Nicht artgerecht | Käfig-Batteriehaltung | Keine | 89,2 % |
Nach Einschätzung des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. werden einige deutsche Tierhalterinnen aus der Produktion aussteigen, andere auf Alternativsysteme umstellen. Nur wenige werden auf das vorgeschlagene Käfigsystem umsteigen, da es in Praxis noch nicht erprobt und die Stellung ebenso kostenaufwendig wie platzintensiv ist.
Nicht nur die Geflügel-Industrie, sondern auch Tierschützerinnen befürchten in Folge der neuen Hennenhaltungsverordnung häufigere Erkrankungen, der Legehennen durch den Kontakt mit ihren Ausscheidungen, Kannibalismus und größere Verschmutzungsgefahr. Während die Tierhalter aus Kostengründen allerdings am liebsten die sterilen Legebatterien beibehalten möchten, greifen dem Deutschen Tierschutzbund e.V. in dem vorliegenden Entwurf die Tierschutzmaßnahmen zu kurz.
Eine legereife Henne der Art Gallus gallus - die etwa 47,6 cm lang, 14,5 cm breit und 38 cm hoch ist - benötigt für ungestörtes Ruhen mindestens 690 für artgerechte Eigenkörperpflege mit Staubbaden 800 cm2 Nutzfläche. Sandschalen sollen Picken und Scharren ermöglichen, Raumgröße und Zusammensetzung der Einstreu sind jedoch unzureichend. Die in dem Referentenentwurf vorgesehenen Sitzstangen befinden sich bei einer Käfighöhe von 45 cm zu dicht über dem Boden, als dass artgemäßes Aufbäumen (erhöhtes Sitzen, um sich vor Angriffen zurückzuziehen) möglich wäre.
Vor allem Freiland- und Auslaufhaltung unterstützen die arteigenen Verhaltensweisen, da
Gesundheitliche Risiken der industriellen Geflügelhaltung haben die Verbraucherinnen zuletzt im Dioxin-Skandal gespürt. Damit ein Batteriehühnchen in sechs Wochen von 45 Gramm auf 2,5 Kilo gemästet wird, werden dem Körnerfutter in der Massentierhaltung neben antibiotisch wirkenden Zusatzstoffen aufbereitete Fette beigemischt. Wie im Falle der belgischen Tierfutter-Firma Verkest geht bei der Aufbereitung der Überblick über die Herkunft der Rohstoffe verloren. So kam es im Juni 1999 zu einer Dioxinkontamination belgischer Eier und Geflügelprodukte.
Über die Art der Tierhaltung entscheiden
letztendlich die Konsumentinnen: Einer konsequenten Nachfrage nach Eiern
aus Freiland- und intensiver Auslaufhaltung wird sich die Eierindustrie
langfristig beugen müssen.
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